marcomagus
und
marcomago vicus
Neue Erkenntnisse:
- Dr. Salvatore Ortisi,
Privatdozent an der Kölner
Universität hat mit seinen Studenten zwischen Görresburg und Steinrütsch einen römischen vicus
entdeckt. Er äußert in einem Grabungsbericht, den die
Gemeinde Nettersheim in ihrem Amtlichen Mitteilungsblatt
veröffentlicht hat: "Auch wenn die entscheidende Inschrift noch
nicht gefunden wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass der vicus von
Nettersheim mit der <auf zwei Straßenkarten>
verzeichneten
Station Marcomagus identisch ist."
- So sehr die Ausgrabungen und ihre Ergebnisse zu
begrüßen
sind, veranlasst die Maßnahme uns alle, erneut über den
gefundenen römischen vicus und die Lage des aus keltischer Zeit
überlieferten Marcomagus nachzudenken.
- Nach meiner Kenntnis ist in den antiken Schriften, ob Peutingeriana
oder Itinerarium Antonini an keiner Stelle die Rede von einem "vicus
marcomagus", also einem vicus, der den Namen marcomagus trägt.
- Auf der Tabula Peutingeriana,
die ursprünglich auf Agrippa zurückgeführt wird, ist nur
'Marcomagus' vermerkt. Die Karte zeigt den Zustand in
frührömischer Zeit, nachdem Billig und Zülpich mit
dem Land der Eburonen von Cäsar zerstört worden waren. und
für die Römer nicht mehr existierten. Ihre Namen sind wohl
deshalb auf der Tabula Peutingeriana nicht vermerkt. Der römische
vicus hinter der Görresburg, ich sage 'hinter dem Götterberg'
wurde später gebaut.
- im Itinerarium Antonini, ist
die Rede von einem 'marcomago vicus', also einem vicus 'in der Gegend
bei marcomagus'
- Es ist wichtig, im Folgenden 'marcomago vicus' nicht
mit 'vicus
marcomagus' zu verwechseln.
Es sei festgestellt: marcomagus
(marcomagum aus keltischer Zeit) und marcomago vicus (römisch)
sind nicht identisch!
- Damit ist die genaue Lage von marcomagus zunächst unklar.
Aber wo lag der Ort Marcomagus der
Tabula Peutingeriana?
Marmagen ist vorrömischen Ursprungs und existierte lange Zeit,
bevor der vicus 'Auf der alten Gasse' bei Nettersheim angelegt wurde.
- Cäsar traf bei seinem Feldzug durch die Arduennas (Ardennen), zu
denen auch die Eifel gehörte, im Gebiet der Trevirer (Treverer)
auf befestigte Höhensiedlungen. Marcomagus lag im nördlichen
Randgebietder Treverer auf einer Hochebene.
- Von Veith sieht im 19. Jahrhundert
im Ortskern des
heutigen Marmagen
den keltischen Ort Marcomagus.
- Der Ortskern gleicht der bei Niederzier-Hambach gefundenen keltischen
Siedlung.(ovaler Grundriss, ähnlich große Ausdehnung,
doppelte Umwallung)
- Ablichtungen der keltischen Siedlungs-Grundrisse sind zu finden
von Niederzier: in Bonner Jahrbuch,Bd.207, 2007,
S.40 bis 41, Maßstab 1:1200
von Marmagen: in einer Karte von 1823, Maßstab
1:1250.
Johann Friedrich Schannat schreibt, dass zur Zeit des Kaisers Augustus
römische vici als Militärlager gebaut wurden, von denen aus
die römischen Truppen in der Stunde der Gefahr den bedrängten
Legionen entlang der Rheingrenze zu Hilfe eilen konnten. An anderer
Stelle heißt es: Legionen wurden ins Trevererland gelegt, um
eroberte Gebiete zu sichern.
- Es sei bemerkt, dass ich selbst auf meinem Schulweg zum Gymnasium
nach Steinfeld unzählbar oft am westlichen Arm der
Römerstraße, westlich vom Marmagener Ortskern, etwa 50m
nördlich der heutigen Mühlenstraße an einem Stein mit
der Inschrift 'Marcomagus' vorbeigekommen bin.
Zusammenfassend sei gesagt:
- Erst seit dem letzten Jahrhundert sprechen Wissenschaftler vom 'vicus
marcomagus', obwohl diese Bezeichnung meines Wissens weder auf der
Tabula Peutingeriana noch im Itinerarium Antonini für Marcomagus
auftaucht. Spätere Wissenschaftler haben vermutlich den Fehler
übernommen, ohne zu merken, dass im Itinerarium Antonini nicht von
einem "vicus marcomagus", sondern von "marcomago vicus" die Rede ist.
- Den Unterschied brauche ich Allen, die sich in der
lateinischen
Sprache auskennen, nicht zu erläutern.
- Für alle Anderen sei gesagt:
"vicus marcomagus" meint einen vicus (Ort) mit dem Namen
marcomagus.
"marcomago vicus" meint einen Ort in der Gegend bei
Marcomagus.
Es ist somit nicht abwegig zu sagen, dass
es einen römischen vicus marcomagus namentlich nicht gegeben hat.
Und weil es ihn nicht gegeben hat, kann man ihn auch nicht finden.
Marcomagus aber lässt sich
finden, wenn man alle Funde und historischen Erkenntnisse
berücksichtigt, die ich in meiner Schrift aus dem Jahre 1995 zum
Thema 'Marcomagus zur Zeit der Römer' bzw. in meiner Dorfchronik
'Marmagen 2000" dargelegt habe.
- Mir scheint
die Feststellung, 'Marcomagus' und 'marcomago
vicus' seien identisch, etwas voreilig, zumal die bisherigen
archäologischen Funde für diese Aussage nicht ausreichen. Es
gibt vorerst keinen Grund für uns Marmagener, Marcomagus
außerhalb des Marmagener Ortskerns zu suchen.
- Wir werden mit Interesse das Ergebnis der archäologischen
Untersuchungen abwarten, um uns danach mit Experten über die
Untersuchungen und das Ergebnis der Ausgrabungen zu unterhalten.
- Vielleicht wird ja von der Gemeinde Nettersheim oder vom Amt für
Bodendenkmalpflege erneut ein wissenschaftliches Colloquium mit dem
Thema 'vicus marcomagus oder marcomago vicus' anberaumt.
Literatur:
Bretz,Felix, 2000 Jahre Marmagen, Neuauflage, 1995
Cäsar, Gaius Julius, Der Gallische Krieg, Stuttgart 1974
Ludus Latinus, Lateinische Grammatik, Klett Stuttgart, 1949
Ortisi, Salvatore: Neues zum römischen Nettersheim: Ein kurzer
Grabungsbericht, Nettersheim 2011
Parthey G. et Pinder M., Itinerarium Antonini Augusti et
Hierosolymitanum, Berolini 1848
Pauly,Der kleine, Lexikon der Antike, Bd.3, Stuttgart 1969
Schannat, Johann Friedr./Bärsch,Georg (Hrsg),Eiflia Illustrata,Bd
I.1, Köln 1824
Weber, Ekkehard,Eine neue Ausgabe der Tabula Peutingeriana, in Akten
des XI. Internationalen Limeskongresses, Budapest o. Jahr.
Weber, Ekkehard, Tabula Peutingeriana,
Vollständige
Faksimile-Ausgabe im Originalformat mit
Kommentar, Graz 1976
V. Veith, Die Römerstraße von Trier nach Köln, in
Bonner Jahrbuch LXXX,5 1884
Marmagen, im April 2012
Felix Bretz, OStR i.R.